In Syrien übernahm die Al-Qaida-nahe Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) unter der Führung von Golani mit Unterstützung von Imperialisten und den reaktionären Staaten der Region, darunter auch der türkische Staat, die Macht, nachdem Bashar al-Assad Syrien verlassen hatte. Seit der Machtübernahme von HTS verstärkt sich die Intensität der Angriffe auf die Frauen Revolution von Rojava. Der türkische Kolonialstaat und seine “Syrian” National Army (SNA) setzen ihre Angriffe fort. Doch die YPJ, QSD und kommunistische Kämpfer:innen aus Rojava leisten Widerstand. Die Kämpferinnen des Şehit-Serkan-Bataillons, die sich an den Fronten von Tishrin, Qereqozak und Deyr Hefir befinden, berichteten kurz vor dem 8. März über ihre Erfahrungen im Kampf gegen die Besatzer.
Wie schätzen Sie die Angriffe und den Widerstand in der Region ein?
Awaz: Ich möchte meine Worte in diesen Tagen des Widerstands beginnen, indem ich die unsterblich gewordenen Kämpfer:innen ehre, die ihr Leben gegeben haben, um die revolutionären Gebiete und die Errungenschaften der Frauen zu verteidigen, sowie der Gefallenen des Tişrîn-Widerstands gedenke. Wir versprechen unserem Volk: Ihr Blut wird nicht ungesühnt bleiben, wir werden sie rächen. Nach dem Sturz des Bashar-al-Assad-Regimes steht die Neuaufteilung der syrischen Gebiete zur Debatte. Der türkische bürgerliche Kolonialstaat versucht, sich von dieser kolonialistischen Aufteilung einen Anteil zu sichern. Nach der Besetzung von Efrîn im Jahr 2018 und der anschließenden Vertreibung der Bevölkerung, die nun ihr Leben in Shehba weiterführt, wurde daraufhin die Stadt Manbij besetzt. Seit dem 8. Dezember hält der heldenhafte Widerstand der YPJ, QSD und der Kämpfer:innen des Şehit-Serkan-Bataillons an der Linie Tişrîn, Qereqozak und Deyr Hefir an. Das 60-jährige Assad-Regime wurde durch die Intervention der USA und Großbritanniens innerhalb von zehn Tagen den HTS-Banden überlassen. Golani, der einst Anführer von Al-Qaida-Banden war, wird der Welt nun als neuer Führer des syrischen Regimes präsentiert. Während die HTS und die „Golanis“ moderat islamisch präsentiert werden, wird die alawitische Bevölkerung, insbesondere in den Städten Tartus und Latakia, vor den Augen der ganzen Welt angegriffen. Alawitische Frauen werden sexuell gefoltert und ermordet. Zwischen all dem verteidigt die Autonome Verwaltung von Nord- und Ostsyrien ihr eigenes Land und führt ihren Widerstand fort, um die Frauenrevolution von Rojava zu schützen. Der türkische Kolonialstaat konnte den Tişrîn Staudamm trotz seiner entwickelten Technik seit über 60 Tagen nicht überschreiten. Die Kämpfer:innen der YPJ, QSD und des Şehit Serkan Bataillons produzieren ihre eigenen Drohnen gegen modernste Aufklärungsflugzeuge, verteidigen sich in Kriegstunneln und widersetzen sich allen Schwierigkeiten mit großem Willen und Entschlossenheit.
An welchen Fronten und Operationen war Ihr Bataillon bisher im Einsatz? Wie positionieren sich Frauen an diesen Fronten?
Barîn: Bis jetzt waren wir als Bataillon in den Kämpfen von Deyr Hefir, Qereqozak,
Tişrîn und bei der Verteidigung von Kobanê im Einsatz. Als Kämpferinnen nehmen wir an diesen Fronten in den Bereichen Attentat und Sabotage teil. Wir beteiligen uns an den Operationen gegen die Besatzer Banden des türkischen Staates. Der Widerstand, den wir als Frauen gegen die Banden führen, hat eine weitaus tiefere Bedeutung, da diese Banden frauenfeindliche Ideologien vertreten.
Was bedeutet es, als kommunistische Kämpferinnen an vorderster Front gegen die Besatzungsangriffe des türkischen Staates zu stehen?
Awaz: Als Kämpferinnen stehen wir mit großer Wut und Entschlossenheit gegen den türkischen Staat und seine Banden. Denn es ist nicht lange her, dass diese Banden in Shengal ezidische Frauen als Sexsklavinnen auf Märkten verkauft haben, in Manbij verletzte Kämpferinnen gefangen nahmen und folterten. Wir kennen unseren Feind genau. Unser Kampf basiert auf diesem Bewusstsein.
Können Sie einige Erfahrungen aus dem Kampf gegen die islamistischen Banden teilen?
Barîn: Kürzlich nahmen wir an einer Operation gegen die Banden teil. Von Anfang an waren wir mit großer Entschlossenheit und Motivation dabei. Wir konnten sowohl die Takbir-Rufe der Banden als auch ihre von Angst und Schmerz erfüllten Schreie nach unseren Kugeln und Minen hören. Als Kämpferinnen tragen wir während jedem Einsatz eine Handgranate in unserer Tasche. Denn für uns alle ist eines klar: Niemals lebend in die Hände des Feindes zu fallen. Diesen Willen und diese Entschlossenheit wird niemand besiegen können. Wir wissen, dass Verrat zur Kapitulation führt, aber Widerstand zum Sieg.
Wie spiegelt sich der große Widerstand der Bevölkerung in Tişrîn in Ihrem Kampf wider?
Barîn: Der hier geführte Krieg ist nicht unabhängig vom Todes verachtenden Widerstand der Bevölkerung am Tişrîn-Staudamm. Ohne die Unterstützung unseres Volkes wäre der Widerstand, der hier seit zwei Monaten andauert, nicht so stark. Wir schöpfen große Kraft aus dem Widerstand unseres Volkes. Unser Volk wiederum kämpft mit noch größerer Entschlossenheit durch die Stärke unseres Widerstands. Wir ergänzen uns gegenseitig. Tatsächlich handelt es sich um einen kollektiven Volkswiderstand. Von den Kindern bis zu den Alten, von den Frauen bis zu den Männern – die Bevölkerung Nord- und Ostsyrien ist direkt mit diesem Widerstand verbunden. Diese Revolution hat sich erneut als eine Revolution der Völker bewiesen.
Am Vorabend des 8. März sind Sie als Kämpferinnen in den Widerstand Stellungen. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Awaz: Zunächst einmal gratulieren wir allen werktätigen Frauen zum 8. März. Ich gedenke der Genossin Avaşîn Tekoşin Güneş, die am 7. März 2015 im Kampf gegen die IS-Banden in Til Temir gefallen ist. Von hier aus grüßen wir die Kämpferinnen des Avaşîn-Tekoşin-Bataillons. Wir rufen die Frauen Nord- und Ostsyriens auf, sich den kommunistischen Bataillonen von Rojava anzuschließen
und für die Verteidigung der Revolution zu kämpfen.Gleichzeitig feiern wir den 10. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Frauenorganisation (KKÖ). Ein kämpferischer Gruß an alle kommunistischen Frauen weltweit, die gegen den patriarchalen Kapitalismus, Heterosexismus und Faschismus kämpfen. Die Frauen-revolution von Rojava kämpft für Freiheit und Menschlichkeit für alle Frauen. Diese Revolution ist das Licht der Hoffnung für Frauen und alle Unterdrückten. Als Trägerinnen des Feuers bemühen wir uns, das Feuer der Revolution zum Lodern zu bringen. Alle Frauen müssen sich bewaffnen und den Widerstand gegen die Feinde der Revolution erhöhen.Wir haben bis heute über fünftausend Jahre Unterdrückung gesprochen. Wir wurden ermordet, wir haben versucht, unsere Stimmen hörbar zu machen, wurden eingesperrt, weil wir uns selbst verteidigt haben, wurden vergewaltigt und dafür verantwortlich gemacht. Jetzt sagen Frauen: Es reicht! Heute verbreitet sich unser Mut, der in Tişrîn, Qereqozak, Deyr Hefir, Kobanê und Til Temir dem Tod trotzt, in die ganze Welt. Heute rufen wir allen unseren Schwestern auf der Welt zu, dass unsere Zılgıts in Tişrîn über den Tod siegen.
Barîn: Wir schenken uns als unterdrückte Frauen weltweit gegenseitig Kraft. Ob in der Türkei, Kurdistan, Europa oder irgendwo auf der Welt – jeder Widerstand einer einzelnen Frau bedeutet einen Sieg für Millionen ihrer Geschlechtsgenossinnen. Dieses Jahr werden wir als kommunistische Frauen am 8. März von den Fronten aus jeder unserer Aktionen dem Sieg über Faschismus, Kolonialismus und Besatzung widmen. Unser 8. März soll für Siege und Freiheit stehen!