Am Mittwochabend und Donnerstagmorgen hat die Türkei mehrere Gebiete in der Region Nordostsyrien mit Kampfflugzeugen, Drohnen und Bodenbeschuss angegriffen.
Die Bilanz: 4 bombardierte Städte, über 20 betroffene Dörfer und mehrere angegriffene lebenswichtige Einrichtungen mit insgesamt über 10 toten Zivilist:innen und mehreren Dutzenden Verletzten.
Diese Angriffe fanden statt zu einer Zeit, in der die AKP-MHP Regierung ein politisches Klima der möglichen Annäherung zwischen der Türkei und Abdullah Öcalan lancieren möchte.
Die Lage im Mittleren Osten
Der arabische Frühling zeigte eindrucksvoll, wie schnell sich territoriale Aufstände auch auf andere Staaten ausbreiten und einen regionalen Charakter gewinnen können. Auch die Rojava-Revolution bestätigt diese Ansicht – denn die Revolution nahm einen regionalen Charakter an, in dem sie nicht nur die kurdischen Gebiete Syriens beeinflusste, sondern sich auch auf die Regionen anderer ethnischer und religiöser Gruppen ausbreitete, sie für sich gewinnen konnte.
Der Mittlere Osten gleicht einem Brandherd. Unzählige Bombardements forderten in Palästina, Kurdistan, Jemen und dem Libanon sehr viele Menschenleben. Die Werktätigen dieser Gebiete laufen akuter Gefahr, jederzeit zur Zielscheibe eines Bombenhagels zu werden. Ein Teil der westlichen Staaten bleibt Zuschauer, ein anderer Teil wiederum profitiert sich mit Waffendeals, die allein in Palästina binnen eines Jahres über 40.000 Menschenleben kostete.
Seit der Operation Al-Aqsa Flut, die am 7. Oktober 2023 von 14 verschiedenen palästinensische Organisationen durchgeführt wurde, hat der israelische Staat die Gunst der Stunde genutzt und zum Rundumschlag ausgeholt, um seinen Hegemonie-Anspruch in der Region zu zementieren. Verschiedene Staaten der Region wurden das Ziel israelischer Bomben – Syrien, Libanon und der Iran. Die Mehrheit der Opfer dieser Angriffe waren Zivilist:innen.
Der Iran hat mit mehreren Raketenangriffen auf das Attentat Israels gegen den Hamas Führer Ismail Hanniya geantwortet. Diese Angriffe hatten nicht das Ziel, einen offiziellen Krieg gegen den verlängerten Arm des westlichen Imperialismus zu entfachen, sondern müssen sie als das verstanden werden, was sie sind, und zwar eine begrenzte Antwort auf die vorausgegangenen Angriffe.
Die Ausweitung des israelischen Feldzuges auf den Libanon bedeutet für alle Staaten der Region, dass die Gefahr eines regionalen Krieges, der in einem Weltkrieg münden könnte, so hoch ist wie lange nicht mehr.
Solidarität mit Kurdistan & Palästina
Die Gefahr, dass sich die Machtverhältnisse in der Region verschieben könnten, geht nicht einfach spurlos am türkischen Staat vorbei. Er ist drauf und dran, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten.
Die Türkei des faschistischen Chefs Erdogan, der seiner Wählerschaft und den Muslim:innen der Region bei jeder Gelegenheit vorgaukelt, gegen Israel zu sein, hat über Jahre hinweg immense Geschäfte mit jenem abgewickelt. Paradoxerweise führt die Türkei, die Israel kritisiert, selbst einen kolonialen Krieg, und zwar gegen die Kurd:innen.
Seit Juni sind mehrere Verträge zwischen der Türkei und dem Irak unterzeichnet worden. Diese Verträge waren Teil des Plans der Türkei, die Medya-Verteidigungsgebiete anzugreifen, um die Guerilla zu liquidieren. Darüber hinaus wird seit Jahren ein Krieg niedriger Intensität gegen die Revolution in Rojava geführt. Alle Angriffe der vergangenen Zeit zeigen, dass die Türkei den Widerstand der kurdischen Nation nicht brechen kann.
People‘s Bridge ruft auf : organisiert Aktionen
In dem Maße, in dem die Staaten sich zusammentun und die Frontenfrage klären, müssen auch die Völker der Region sich zusammentun. Die demokratische Selbstverwaltung, die eine multiethnische und multireligiöse Verfassung hat, hat den Völkern gezeigt, dass sie friedlich und ebenbürtig zusammen leben können. Es gilt, diesem Beispiel folgend, mehrere Rojava-Revolutionen zu schaffen und vereint die wenigen Nutznießer der Kriege aus der Region zu vertreiben. Nur eine Föderation der Unterdrückten kann dem ein Ende setzen. Der Widerstand der kurdischen Nation ist eng verbunden mit dem Widerstand der Palästinenser:innen. Es gilt, diese offensichtliche Erkenntnis in die Praxis zu übertragen – z.B. in Form von gemeinsamen Aktionen, Demonstrationen und Treffen.
Wir rufen alle fortschrittlichen Parteien, Strukturen und Menschen auf, sich zusammenzutun, um überall in Europa Solidaritätsaktionen mit den Betroffenen der Bombardierungen Kurdistans zu organisieren.
Unser tiefstes Beileid und Mitgefühl mit jenen Opfern der Angriffe auf die demokratische Selbstverwaltung und Başurê Kurdistan. Wir teilen die Trauer der Hinterbliebenen.
People‘s Bridge